Werkzeugmacher bei Mercedes-Benz
Zlatko Milanovic hat im Werkzeugbau ein Praktikum als Zerspanungsmechaniker gemacht – einem Handwerk mit vielen Spezialgebieten. Mit seinem Chef, Manfred Loosen, Meister im Bereich Großfräsen bei der Daimler AG in Bremen, hat er ein Gespräch über den spannenden Metallbau-Beruf geführt, in den er drei Wochen lang hineinschauen konnte:
Zlatko: Zu welchem Tätigkeitsbereich gehört mein Praktikumsberuf?
Manfred Loosen: Zerspanung im Werkzeugbau. Bei uns werden Großteile und Kleinteile aus Metallguss oder aus sogenanntem Halbzeug, das heißt gesägt aus Stahlblöcken, wie zum Beispiel Schneidmesser und Biegebacken durch spanende Bearbeitung erstellt. Diese Teile dienen, zum Werkzeug montiert, dem Herstellen von Karosserieteilen im Automobilbau.
Zlatko: Was wird in diesem Beruf gemacht?
Loosen: Wir bearbeiten Metallguss oder Halbzeug, indem wir die verschiedenen legierten Stähle zerspanen. Das Ganze geschieht bei uns durch unterschiedliche Technologien wie etwa durch Drehen, Fräsen, Bohren und Sägen. Weiter gibt es bei uns auch noch andere Verfahren, zum Beispiel induktive Abtragung, das heißt Draht- beziehungsweise Senkerodieren oder auch unser Materialzuschnitt durchs Wasserstrahlschneiden. Unser Hauptgeschäft besteht also in der Herstellung von Werkzeugen mit Zerspanungstechnologien unterschiedlichster Art.
Zlatko: Mit welchen Materialien und Arbeitsmitteln wird hauptsächlich gearbeitet?
Manfred Loosen: Wir arbeiten mit Metall, Gusseisenwerkstoffen bishin zu hochlegierten Werkzeugteilen. Die Materialien werden mit diversen computergesteuerten Maschinen bearbeitet und anschließend im Werkzeugbau montiert.
Zlatko: Mit welchen „neuen Technologien“ hat man in diesem Beruf zu tun?
Manfred Loosen: In unserem Bereich haben wir die Wasserstrahlschneidmaschine neu eingeführt. Wir betreiben außerdem schon länger das Erodieren und Drahtschneiden. Das sind Funkenerosionsverfahren. Messer und Backen werden bei uns induktiv gehärtet. Seit kurzem beschäftigen wir uns auch intensiv mit dem Einstieg ins „3D – Drucken“.
Zlatko: Wird in diesem Beruf vorwiegend allein oder im Team gearbeitet?
Manfred Loosen: Wir haben zwar einzelne Anlagen, die jeweils im Mehrschichtsystem betrieben werden, dennoch sind wir auf eine vernünftige Teamarbeit angewiesen.
Zlatko: Welche Qualifikationen setzt dieser Beruf aus?
Manfred Loosen: Es wird mindestens ein Mittlerer Schulabschluss erwartet.
Zlatko: Wie ist die Ausbildung organisiert?
Manfred Loosen: Sie ist im dualen System aufgebaut.
Zlatko: Wie lange dauert die Ausbildung? Mit welchem Titel wird die Ausbildung abgeschlossen?
Manfred Loosen: Die Ausbildung dauert dreieinhalb Jahre. Der Titel lautet Jungfacharbeiter.
Zlatko: Welche Aufstiegs- und Weiterbildungsmöglichkeiten gibt es?
Manfred Loosen: Bei uns ist es so, dass unsere Zerspanungsmechaniker permanent weitergebildet werden, allein schon von uns. Sie werden mit den neuesten Werkzeugmaschinen vertraut gemacht, der Steuerung und den Werkzeugtechnologien. Das lernen wir alles intern. Programmiertechniken, Programmiersysteme, alles was im Betrieb läuft, müssen wir schon allein deshalb lernen, damit unser Unternehmen marktfähig bleibt. Einige Mitarbeiter haben darüber hinaus ihren Techniker an einer Technischen Schule absolviert. Andere haben eine Meisterschule besucht. Es gibt auch Mitarbeiter, die sich zum Ingenieur fortgebildet haben.
Zlatko: Wie sind die Einstellungsmöglichkeiten?
Manfred Loosen: Grundsätzlich sind die Möglichkeiten gut, leider jedoch werden hier im Werk keine Zerspanungsmechaniker mehr ausgebildet.
Zlatko: Was verdient man als Azubi und später? Wie wird die Arbeit später entlohnt?
Manfred Loosen: Die Bezahlung bei Daimler ist tariflich geregelt. Die Vergütung ist sehr attraktiv, bei Schichtarbeit können auch noch Zuschläge hinzukommen.
Zlatko: Wie sind die Arbeitszeiten, die Pausen und der Urlaub?
Manfred Loosen: Die Mitarbeiter haben eine 35-Stunden Woche. Täglich werden zwei Pausen gemacht, in der Frühschicht einmal von 8.45 bis 9 Uhr, die zweite von 12 bis 12.30 Uhr. In den anderen Schichten sind die Pausen anders. Jeder Mitarbeiter hat 30 Urlaubstage.
Zlatko: Ich danke Ihnen für das Gespräch.
Selbst getestet: Die Wasserstrahlschneidemaschine
Der Auftrag für den fünften Tag war ein Materialzuschnitt mit einer Wasserstrahlschneidmaschine. Das ist eine Anlage, mit der verschiedene Metalle mithilfe von Wasserstrahlen in bestimmte Formen geschnitten werden.
Die Maschine wird durch Computer und die damit verbundenen Eingaben von Materialbeschaffenheit, Größe und Wunschform gesteuert. Wasserstrahlschneiden ist die neueste Investition in der Abteilung. Die Schneidkraft beträgt 6000 bar. Wir bekamen den Auftrag, aus Aluminium vier Rechtecke zu schneiden. Dafür hatten wir sieben Stunden Zeit. Zuerst mussten wir beide die Auftragsnummer in den Computer eingeben und die Schneidroute für die Maschine erstellen. Danach reinigten wir nochmal die Maschine mit Wasser und füllten Sand in einen Behälter. Der Sand dient als Kühlung gegen den Wasserstrahl. Nach der Vorbereitung war es soweit. Wir transportierten per Fernbedienung mit einem Kran aus der Halle eine circa 120 Kilo schwere Platte aus Aluminium zur Platte. Daraufhin befestigten und positionierten wir das Aluminium auf die Schneidmaschine. Danach wurde der Auftrag am Computer gestartet. Die Schneidmaschine begann mit dem Zuschnitt der eingegebenen Daten. Nach etwa einer dreiviertel Stunde war der erste Zuschnitt des Metalls in die gewünschte Form erledigt.